AGAIN AND AGAIN
Famed
12 SEP - 31 OCT 2018
Same same but different - so viele Informationen und doch immer nur das Gleiche. Kein Fortschritt und kein Rückschritt, sondern lediglich aufs Neue auftretende Wiederholungen. Diese sind getarnt durch eine Vielfalt an Farben, Personen, Kulissen und vielen anderen Dingen. Letztendlich werden sie aber zur Verfolgung des gleichen Zieles eingesetzt: Marketing, einer Überredung zum Kauf. Plattformen, bei denen auf visuelle Eindrücke gesetzt wird, erwecken nicht gerade den Eindruck, einen besonders wertvollen Beitrag an innovativen Informationen zu leisten. Der Verdacht, dass es sich dabei also nur um durch ökonomische Interessen gesteuerte Technologien handele, scheint gerechtfertigt zu sein. Andererseits seien Rezipierende, laut nutzungsorientierter Kommunikationsforschung, aber nicht vollkommen gelähmt. Zu einem gewissen Grad seien sie selbst dafür verantwortlich, was sie rezipieren und wie sie mit den jeweiligen Inhalten umgehen würden.¹ Außerdem würden Menschen aus symbolisch interaktionistischer Sicht (George Herbert Mead et al.) den Objekten ihrer Umwelt Bedeutung zuschreiben, wodurch eine individuelle Konstruktion von Wirklichkeit vorgenommen und dann aufgrund dieser gehandelt werden würde.² Es scheint also keine allgemeingültige Antwort darauf zu geben, was truth oder was trash ist. Gibt es folglich keine absolute Wahrheit? Wer bestimmt den Wert der Dinge? Wodurch wird entschieden, wer Sichtbarkeit erlangt und wer nicht? Fragen, die sich sowohl auf gesellschaftspolitische Themen, als auch auf den Kunstmarkt an sich übertragen lassen. Eine Wiederspiegelung dessen könnte auch im Namen des Künstlerduos FAMED bestehen.
In dem Werk Das Objekt oder Der Ansturm auf den grauen Himmel ist eine Fotografie sichtbar, welche aus einer Publikation (1967) des belgischen Surrealisten Marcel Mariën entnommen wurde. Dargestellt ist eine Hand, die ein nicht eindeutig erkennbares Objekt in Richtung der Betrachtenden hält. An genau diese Stelle haben die Künstler die Form eines Smartphones eingeschnitten, wodurch ein nicht seltener Anblick den Anschein erwecken könnte, dass die Hand eine Zeitreise ins 21. Jahrhundert gemacht hätte. Die Auseinandersetzung mit Realität und Wahrheit wird also in einem sehr aktuellen Kontext wiederaufgenommen. Wie ist es möglich, dass einem solchen Gerät oder Objekt so viel Bedeutung zugeschrieben wird? Können wir autonom handeln oder sind wir fremdbestimmt? Und inwiefern werden Famed AGAIN AND AGAIN 12. September – 31. Oktober, 2018 Wahrheit und Aufmerksamkeit konstruiert und gelenkt?
Der Titel der Ausstellung Again And Again taucht ebenfalls in der Installation Not Yet Titled, als in einer Endlosschleife gefangene Wiederholung, auf. Der neonfarbene Schriftzug leuchtet auf einer Art Kreiselkonstruktion. Ähnlich wie in Room for an Answer werden auch an dieser Stelle Worte zueinander in Beziehung gesetzt (ebd.: Face to Face). Um erneut auf den Begriff des Wahrheitsgehalts einzugehen, lässt sich die Frage stellen, ob ebendieser vielleicht doch face to face, also ohne digitales Medium zur Übertragung, höher sei. Von Angesicht zu Angesicht sind Mimik, Gestik und beispielsweise Stimmlage nämlich schwieriger zu tarnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Wahrheit hier verborgen wird, könnte also geringer sein. Ist die durch Algorithmen beeinflusste Sichtbarkeit von Personen und Dingen in Massenmedien also am weitesten entfernt von dem, was wahr ist?
Der Anschein allgemeingültiger Wahrheit könnte in den Werken Again and Again und Out of Order entstehen. Aufgrund des verwendeten Fonts, welcher häufig bei antiker Profanarchitektur, also weltlichen und für die Öffentlichkeit bestimmten Gebäuden vorkommt, wirkt das eigentlich aus Gipskarton bestehende Material wie ein wertvolles Gestein. Durch die tatsächliche Beschaffenheit der Materialität wird jedoch der Aspekt der Vergänglichkeit betont. Denn im Grunde genommen ist der Text in Staub eingeschrieben und nicht zur ewigen Beständigkeit bestimmt. Die Buchstaben A und O, angelehnt an den Anfang und das Ende des griechischen Alphabets, spielen auf genau dieses Prinzip an: ein wieder- und wiederkehrender Kreislauf, welcher letztlich außer Funktion gerät und dessen vermeintliches Ende gleichzeitig den Anfang eines neuen Kreislaufs evoziert.
Zeller van Almsick freut sich darauf, das Leipziger Künstlerduo FAMED zum ersten Mal bei sich ausstellen zu lassen. Eine Gelegenheit, um der Wahrheit näher zu kommen oder sich doch weiter von ihr zu entfernen.
Rebecca Akimoto, 2018
¹ https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/nutzen-undbelohnungsansatz/ 10724
² http://lexikon.stangl.eu/14682/symbolischer-interaktionismus/
Same same but different - so much information and yet always the similar. No progress and no step backwards, but only repetitions appearing anew. These are camouflaged by a variety of colors, people, backdrops and many other things. Ultimately, however, they are used to pursue the same goal: Marketing, a persuasion to buy. Platforms that rely on visual impressions do not exactly give the impression of making a particularly valuable contribution to innovative information. The suspicion that these are only technologies controlled by economic interests seems to be justified. On the other hand, recipients, according to use-oriented communication research, are not completely paralyzed. To a certain degree, they themselves are responsible for what they receive and how they deal with the respective contents.¹ Furthermore, from a symbolic interactionist point of view (George Herbert Mead et al.), people would attribute meaning to the objects of their environment, whereby an individual construction of reality would be made and then acted upon.² So there seems to be no universal answer to what is truth or what is trash. So is there no absolute truth? Who determines the value of things? What determines who gains visibility and who doesn‘t? Questions that can be transferred both to socio-political themes and to the art market itself. A reflection of this could also exist in the name of the artist duo FAMED.
In the work The Object or The Rush to the Grey Sky, a photograph is visible that was taken from a publication (1967) by the Belgian surrealist Marcel Mariën. It depicts a hand holding an object that is not clearly recognizable in the direction of the beholder. It is precisely at this point that the artists have cut the shape of a smartphone, so that a sight that is not uncommon could give the impression that the hand has travelled back in time to the 21st century. The confrontation with reality and truth is thus resumed in a very topical context. How is it possible that so much meaning is attributed to such a device or object? Can we act autonomously or are we determined by others? And to what extent are truth and attention constructed and directed?
The title of the exhibition Again And Again also appears in the installation Not Yet Titled, as a repetition trapped in an endless loop. The neon-colored lettering shines on a kind of roundabout construction. Similar to Room for an Answer, words are also related to each other here (ibid.: Face to Face). In order to deal again with the concept of the truth content, the question can be posed whether this is perhaps higher face to face, i.e. without a digital medium for transmission. Face to face, facial expressions, gestures and, for example, voice pitch are more difficult to camouflage. The probability that truth is hidden here could therefore be lower. So is the visibility of people and things in mass media, influenced by algorithms, furthest from what is true?
The appearance of universal truth could emerge in the works Again and Again and Out of Order. Due to the font used, which often occurs in ancient secular architecture, i.e. secular buildings intended for the public, the material, which is actually made of plasterboard, looks like a valuable rock. The actual nature of the material, however, emphasises the aspect of transience. Basically, the text is inscribed in dust and not destined for eternal permanence. The letters A and O, which refer to the beginning and the end of the Greek alphabet, allude to precisely this principle: a recurring and recurring cycle which ultimately becomes non-functional and whose supposed end simultaneously evokes the beginning of a new cycle.
Zeller van Almsick is looking forward to having the Leipzig artist duo FAMED exhibited for the first time. An opportunity to get closer to the truth or to move further away from it.
Rebecca Akimoto, 2018
¹ https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/nutzen-undbelohnungsansatz/ 10724
² http://lexikon.stangl.eu/14682/symbolischer-interaktionismus/