STADT OHNE NAMEN
WOLFGANG LEHRNER
20 OCT - 18 NOV 2017
Seit mehr als zehn Jahren sind Wolfgang Lehrners Bilder, bewegt und unbewegt, das Ergebnis unzähliger Fußmärsche in den Metropolen dieser Welt. Nach einem dreimonatigen Aufenthalt in Mexiko-Stadt sind Lehrners Beobachtungen lokal bestimmter Charakteristika, Zwischenräumen und der daraus resultierenden globalen Austauschbarkeit erstmals als großformatige Video- und Fotoarbeiten in der Galerie Zeller van Almsick zu sehen.
Seit seinem Studium an der Universität für Angewandte Kunst bei Brigitte Kowanz vertieft Wolfgang Lehrner seine kosmopolitischen Untersuchungen über den Wandel von Metropolen, ihre Bedeutung, Unterschiede und Gemeinsamkeiten im globalisierten World-City-System. Seine grenzenlose Neugierde kann in dieser Hinsicht als eine Neuausrichtung der gewohnten Wahrnehmungsparameter, als eine Verfolgung des Fremden in sich selbst und umgekehrt, aber auch als Umkehrung von Zufall und Schicksal verstanden werden.
Das Bild eines Reiters, der seinen Hut verliert und ein nahezu identisches, als er ihn wieder findet. Die Grenzen zwischen „Dasselbe“ und „das Gleiche“ verschwimmen, wenn sich zwei Bilder unmerklich unterscheiden und dennoch Anderes zum Ausdruck bringen. Als Hop-On/ Hop-Off Tourist folgt der Künstler touristischen Routen und beobachtet, ungeachtet von seinen Protagonisten, die Individuen der Global Cities. Die daraus resultierenden filmischen und fotografischen Porträts des urbanen Alltags sind umwerfend persönlich und doch distanziert.
Die 3-Kanal-Videoinstallationen „Bulevar Periférico“ zeigt in Fluchtpunkt-Perspektiven eine Stadt in der Stadt: Eine Planstadt, die ehemals Peripherie war und sich nun inmitten der ausufernden Megacity befindet. Spielort ist ein überdachter Weg, angelegt für die Allgemeinheit, für alle Zeit und jedes Wetter. Eine Konstruktion der Freiheit als auch Regulierung. Wer hier zu suchen beginnt, findet nichts, nichts als eine Fährte.
Stadt ohne Namen
Ohne Ende und Gesicht – eine verlorene Insel,
die vieles bereithält, ohne zu versprechen.
Stadt der Widersprüche, Stadt am Limit, Stadt der Städte.
Mit dem ersten Schritt beginnt die Erzählung –
losgehen, ohne zu wissen, was der Weg bereithält.
Der Plot geht verloren, die Stadt lebt.
Der Tourist des Alltags pendelt zwischen Selbst und Welt.
Raum entsteht, wo es keine Leere zu befüllen gibt.
Die Stadt ohne Namen ruft, verführt, fordert.
Aufbruch ins Unbekannte, sich verlieren, um zu finden.
Folgt man Lehrners Erkundungen durch die urbane Peripherie, fasziniert der vermeintliche Gegensatz zwischen präziser Betrachtung und der Generik seiner Subjekte. Es sind die feinen Differenzierungen, denen Lehrner ein Podium verschafft. Nicht wie die Langeweile, die als erzwungen und unlustvoll empfunden wird, ist es die Muße, die Lehrner (in späterer Begleitung des Betrachters seiner Bilder) seinen Weg gehen läßt.
For more than ten years Wolfgang Lehrner's work has been the result of many marches in the world's metropolises. After a three-month residency in Mexico City, Lehrner's observations of locally determined characteristics, interspaces and a resulting global interchangeability can be seen for the first time as large-format videos and photo works at gallery Zeller van Almsick.
Since completing his studies at the University of Applied Arts under Brigitte Kowanz, Wolfgang Lehrner has deepened his cosmopolitan research on the transformation of metropolises, their significance, differences and similarities in the globalized World-City system. In this respect, his boundless curiosity can be understood as a re-adjustment of the usual parameters of perception, as a tracing of the foreign in itself and vice versa, and also as a reversal of coincidence and destiny.
The lines between "sameness" and "similarity" become blurred when two images seem indistinguishable and yet convey something different: As a hop-on/hop-off tourist, the artist follows touristic routes regardless of their protagonists and observes the individuals of the global cities. The resulting cinematic and photographic portraits of urban everyday life are stunningly personal, yet distanced.
The 3-channel video installation "Bulevar Periférico" shows a city within a city through vanishing point perspective: a planned urban space that was once peripheral and is now located in the midst of the sprawling megacity. The venue is a covered pathway for all weather conditions designed for the general public: a construction of liberty and regulation, anyone who starts looking for something will find nothing but a trail.
City Without Name
Without end or face - a lost island that provides plenty without promising anything.
City of contradictions, city at the limit, city of cities.
The first step ignites the narrative - strolling into the big unknown.
While the plot is lost, the city is alive.
The tourist of everyday life commutes between the self and the world.
Space is forged where there is no emptiness to fill.
The city with no name summons, seduces, commands.
Breaking into the unknown, losing oneself in order to discover.
Following Lehrner's explorations of the urban periphery, one is fascinated by the alleged contrast between precise observation and the generic nature of his subjects: Lehrner is giving a platform to the subtle differentiations And it is not the kind of boredom that is perceived as forced and unpleasant, but rather the leisure that makes Lehrner go his way.